Die St. Wolfgangs-Kirche Kanning
Die Filialkirche zum Heiligen Wolfgang in Kanning hat die für eine Filialkirche ungewöhnlichen Ausmaße von 23,5 Metern Länge und 9,50 Metern Breite. Auf die Frage nach dem Ursprung der Kirche und nach ihren Stiftern gibt es keine sichere Antwort. Spekulationen ranken sich um zwei Sagen: In der einen wird der Bau dem Heiligen Wolfgang zugeschrieben, der in Kanning Rast gemacht haben soll und dort ein Holzkirchlein erbaute, das später aus Stein neu errichtet wurde. Die zweite Sage macht 3 Schloßfräulein von Wasen für die Stiftung namhaft. Daß die Kirche turmlos geblieben ist, geht der Wolfgangs-Legende zufolge auf das Eingreifen des Teufels zurück. Am Kirchengebäude selbst sind nur Renovierungsdaten angebracht, so nimmt man etwa 1400 für die Errichtung der Mauern des Chores an.
In Kanning hatten die Grundherrschaften Erla, Gleink, Burg Enns, Garsten und Kremsmünster Untertanen. Die Vogtei über die Kirche und das Patronat waren bei der Herrschaft Ennsegg und könnten vor 1529 bei der Herrschaft Wasen oder bei der Burg Enns gewesen sein.
Ob die Erbauung dieser Kirche auf den Einfluß des Erlaklosters zurückgeht, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Beziehungen zum etwa 10 Minuten Weges nördlich der Kirche gelegenen Schloß Wasen bestanden jedoch mit Sicherheit. Dieses wurde im Jahr 1532 von den Türken zerstört und sein neuer Besitzer, Georg Gienger, ließ wahrscheinlich die Reste des Gebäudes abtragen und das Material zur Wiedererrichtung der Burg Ennsegg verwenden, sodaß keine Baureste vom ehemaligen Wasserschlößchen, das wir uns ähnlich wie St.Pantaleon vorstellen dürfen, mehr erhalten sind.
Im Jahr 1615 ging Kanning als Heiratsgut der Eva Hoheneck an Georg von Schallenburg über, 1623 gehörte Kanning dem Bernhard von Haiden und 1640 Jakob Kölnböck. Die Kirchenvogtei und die Patronatsherrschaft lagen jedoch bei Ennsegg.
Die ältesten Hinweise auf eine für Kanning gemachte Stiftung geben zwei Wappen auf einem kleinen schwarzgoldenen Holzaltar, der sich im Presbyterium der Kirche an der Nordseite befunden hatte. Dieser Altar wurde im Jahr 1964 für die bischöfliche Hauskapelle in St.Pölten erworben und dorthin übertragen. Ein Wappen mit gekreuzten Morgensternen und Helmen ist den Freiherren von Kirchberg und Ennsegg zuzuordnen. Seit 1620 hatte Otto Joseph von Kirchberg die Herrschaft Ennsegg pfandweise, seit 1623 eigentümlich inne.
Vom alten Kircheninventar ist heute nur noch eine Statue des HI. Wolfgang vorhanden, die im Pfarrhof von Ernsthofen untergebracht ist. Die wertvolleren Einrichtungsgegenstände wurden aus der Kirche entfernt. Der Renaissance-Altar, den die Herrschaft Ennsegg gestiftet hatte, befindet sich in St.Pölten, die Altarbilder wurden in den Pfarrhof gebracht.
Unweit der Kirche befand sich einst der Wolfgangsbrunnen, dessen Wasser heilende Kraft bei Augenleiden zugeschrieben wurde. Die Quelle des Wolfgangsbrünnl, bei der das Volk einst eine Raststätte des Heiligen sah, versiegte in der Nachkriegszeit. Die Brunnenkapelle stand mitten in einem Feld und wurde, da sie ohnedies baufällig war, im Jahr 1969 niedergerissen.
Das Kirchengebäude, das wegen der sumpfigen Lage am Erlabach immer besonders schwer trocken zu halten war, bedürfte einer umfassenden Renovierung. Der erste Schritt wurde mit der Neueindeckung des Daches gesetzt.
Die Kirche von Kanning hat ihre Bedeutung heute mehr als Gebäude als in ihrer religiösen Funktion. Es werden jedoch Maiandachten in Kanning abgehalten und 1979 wurde vom Lehrerquartett Willi und Reinhard Novak, Raimund Tötzl und Edgar Wolf der Kanninger Kultursommer ins Leben gerufen. Der Erlös dieser Veranstaltung und der darauffolgenden Pfarrfeste, die bereits zu einer ständigen Einrichtung geworden sind, wird für die Renovierung und Erhaltung der Kirche verwendet. Subventionen erhielt die Pfarre aufgrund der geleisteten Eigeninitiativen bereits von der Gemeinde, vom Bischöflichen Ordinariat, Land und Denkmalamt, sowie eine Spende vom Lions-Club Enns-St. Valentin.